Bericht zur Nachwuchstagung 2024 der Jungen Generation
Als Privatperson, die sich für den Ausbau der friedlichen Nutzung der Kernenergie einsetzt, hat man nur selten die Gelegenheit, ein Kernkraftwerk zu besuchen. Aber wenn mich meine Erfahrungen in der Automobilindustrie und im Gesundheitswesen eines über Problemlösungen gelehrt haben, dann, dass man dorthin gehen muss, wo das Geschehen stattfindet, um die Situation zu verstehen. Als ich also erfuhr, dass die Gemeinsame Nachwuchstagung 2024 (9.-11. Oktober) im AKW Zwentendorf stattfinden würde, meldete ich mich als Vertreter der Jungen Generation der KTG an.
Das AKW Zwentendorf war auch nie in Betrieb, was auf das Ergebnis der österreichischen Volksabstimmung von 1978 zurückzuführen ist, bei der sich eine knappe Mehrheit gegen die Nutzung der Kernenergie zur Stromerzeugung aussprach (50,5 % stimmten dagegen bei 64,1 % Wahlbeteiligung). Wenn Sie ein in Betrieb befindliches Kraftwerk besichtigen, dürfen Sie nur bestimmte Gebäude oder Stockwerke betreten, und schon gar nicht Räume, die normalerweise extremen Umweltbedingungen ausgesetzt sind. In Zwentendorf hingegen standen wir sogar im Inneren des „Containments“, das den Reaktor umgibt, und staunten über dieses Wunderwerk der Technik.
Zwei wichtige Erkenntnisse habe ich mitgenommen: Fangen Sie klein an, aber fangen Sie an. Das sollten wir beim Bau von Kraftwerken und bei der Schaffung von Impulsen für den gesellschaftlichen Wandel anwenden.
Die Größenordnung von Mikroreaktoren (in der Größenordnung von 10 MWe pro Reaktor) war in mehreren Vorträgen und Netzwerkgesprächen ein heißes Thema. Prof. Dr.-Ing. Jörg Starflinger von der Universität Stuttgart gab einen Überblick über die verschiedenen Ansätze der Mikromodulreaktortechnologie (MMR). Dr. Aliki van Heek von der Firma Bèta Research präsentierte die Technologien der kleinen modularen Reaktoren (SMR) und der Generation IV. Michael Crabb (Last Energy) und Dr. Mario Müller (Emerald Horizon) zeigten jeweils die Perspektive ihrer auf Mikroreaktoren basierenden Startups auf. Ein Schlüsselkonzept ist, dass der kleinere Maßstab es einer privaten Klasse von Investoren (nicht nur Regierungen) ermöglicht, Kernenergieprojekte zu finanzieren. Die Vision von 10.000 kleineren, in Fabriken produzierten Generatoren anstelle der traditionellen Handvoll Megaprojekte (mit jeweils gemischtem Erfolg) wirft viele Fragen auf. Aber eines ist klar: Da draußen arbeiten Menschen zusammen, um diese Antworten zu finden – sicher, gewinnbringend und schnell.
Bei allem wissenschaftlichen Fachwissen, das wir haben und brauchen, geht es immer noch darum, dass Menschen zusammenarbeiten, um unter verschiedenen Einschränkungen und oft mit konkurrierenden Zielen ihr Bestes zu geben. Auf der Nachwuchstagung habe ich Fachleute getroffen, die als Nuklearingenieure angefangen haben und diesen Weg heute entweder mit mehr Verständnis für all die anderen „Puzzlestücke“ fortsetzen oder direkt in anderen Unternehmensfunktionen arbeiten. Ohne selbst einen technischen Hintergrund zu haben, verließ ich die Konferenz mit dem Gefühl, ermutigt zu sein, einen Beitrag zu leisten, der anerkennt, dass einige der größten Herausforderungen in der Nuklearindustrie im Grunde keine technischen Probleme sind. Wir können bei den Bedürfnissen der Verbraucher nach sauberer, billiger und zuverlässiger Elektrizität (oder Prozesswärme, Radioisotopen oder mehr) ansetzen. Wir sollten die Öffentlichkeit, die öffentlichen Einrichtungen und darüber hinaus informieren und mit ihnen zusammenarbeiten. Als junger Berufstätiger (oder Junggebliebener) sollten Sie sich einen Startpunkt aussuchen, ein Ziel festlegen, sich auf den Weg machen und andere mitreißen.
Nur wenige Tage vor der Veranstaltung, am 6. Oktober, hat Kasachstan in einem Referendum den Bau eines Kernkraftwerks beschlossen (73,1 % stimmten dafür), mit einer Wahlbeteiligung von 63,7 %, die der Wahlbeteiligung in Österreich im Jahr 1978 verblüffend ähnlich ist. Das gibt mir Hoffnung für die DACH-Region, dass die Kernenergie trotz historischer Widrigkeiten wieder in Schwung kommt.
Ich bin allen über 40 Teilnehmern, Mitorganisatoren und Reiseleitern dankbar. Ich danke Nuclear Engineering Seibersdorf (NES) für eine hautnahe und informative Führung durch die Wiederaufbereitungs- und Lageranlagen und der Österreichischen Kerntechnischen Gesellschaft (ÖKTG) für eine faszinierende und gründliche Führung durch das Kraftwerk. Außerdem hoffe ich, dass sich der Bezirk Tulln und seine Nachbarn rasch vom jüngsten Hochwasser erholen.
Das vollständige Programm mit den Themen Innovation in der Kerntechnik, Innovation im Rückbau/AM und Innovation im Personalmanagement/Finanzen finden Sie unter https://www.gemeinsame-nwt.org/programm.
Fabian Poliak – Mitglied der Jungen Generation der KTG e.V.