Exkursion zur Wismut GmbH in Schlema-Alberoda

Im Anschluss an die diesjährige Mitgliederversammlung der Kerntechnischen Gesellschaft bot sich den Teilnehmenden die Gelegenheit zur Besichtigung des Sanierungsstandorts Schlema-Alberoda der Wismut GmbH. Als Teilnehmer war ich beeindruckt von der Tiefe der Einblicke – sowohl in die bewegte Geschichte des Uranbergbaus in der DDR als auch in die heutigen technischen, radiologischen und ökologischen Herausforderungen.

Zwischen 1946 und 1990 wurden am Standort 216.300 Tonnen Uran gefördert – ein bedeutender Teil davon als Reparationsleistung an die damalige Sowjetunion. In der Region ist der Bergbau schon seit dem Mittelalter dokumentiert. Besonders prägend: die sogenannte „Schneeberger Krankheit“, die jahrhundertelang rätselhaft blieb. Heute ist bekannt, dass es sich dabei um durch Radon verursachten Lungenkrebs handelte – eine Erkenntnis, die die Bedeutung des heutigen Strahlenschutzes unterstreicht.

Im Rahmen der Führung wurde eindrücklich dargestellt, mit welchen Maßnahmen die Wismut GmbH die Strahlenexposition durch Radon heute minimiert. Besonders in der Nähe der Halden wird die radiologische Situation durch aktive Dosimeter und kontinuierliche Luftmessungen überwacht. Dabei gilt: Radon ist als Alpha-Strahler besonders dann relevant, wenn es eingeatmet wird. Der gesetzlich zulässige Innenraumgrenzwert von 300 Bq/m³ dient hier als Referenz. Dass der biologische Schaden durch Alphastrahlung etwa 20-mal höher zu bewerten ist als bei Gammaquellen, macht den sorgfältigen Umgang umso wichtiger.

Ein weiterer Fokus lag auf dem Umgang mit dem Grubenwasser. Der Standort betreibt sechs Reinigungsanlagen, die kontinuierlich belastetes Wasser fördern und dekontaminieren, um eine Gefährdung von Umwelt und Trinkwasservorkommen zu verhindern – wie bei vielen anderen Bergbau projekten. Besonders interessant war die Information, dass im Grubenwasser selbst noch geringe Mengen Uran (etwa 1,1 mg/l) gelöst sind. Bei einer Durchsatzmenge von rund 1.150 m³ pro Stunde ergibt sich eine Rückgewinnungsmenge von etwa 11 Tonnen Uran pro Jahr – eine beeindruckende Zahl im Kontext von Altlastensanierung.

Eine häufig gestellte Frage war, ob sich auf dem Gelände der Wismut noch förderfähige Uranvorkommen befinden. Laut dem Abschlussbericht der SDAG Wismut von 1990 werden die prognostizierten Ressourcen mit rund 74.000 Tonnen Uran beziffert. Rechnerisch entspräche das – bei einer heutigen Anreicherung auf 5 % und üblichen Tails von 0,1 % – etwa 9.500 Tonnen angereichertem Uran. Ein faszinierender Gedanke, auch wenn die wirtschaftliche Förderung derzeit keine Rolle mehr spielt.

Die Führung machte zudem deutlich: Der Uranerzgehalt lag damals bei durchschnittlich 0,1 % – im Vergleich zu anderen Uranerzvorkommen relativ niedrig. Das unterstreicht, dass der damalige Abbau nicht primär wirtschaftlich motiviert war, sondern durch geopolitische und strategische Interessen getrieben wurde und vor allem eben als Reparationszahlung diente.

Mein Fazit: Die Exkursion zur Wismut war ein äußerst lehrreicher Abschluss eines ohnehin gelungenen Community-Treffs. Mein besonderer Dank gilt der Wismut GmbH für die fachlich exzellente Führung sowie dem Organisationsteam der KTG für die Möglichkeit, diese geschichtsträchtige und technisch hochrelevante Stätte selbst zu erleben. Der Besuch hat mir eindrucksvoll vor Augen geführt, wie ambitioniert, durchdacht und verantwortungsvoll in Deutschland mit dem Erbe des Uranbergbaus umgegangen wird.

Caspar Gutsche

de_DEDeutsch
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